5. Leserbrief zur Amiga-Zukunft (von Stefano Pucino)

�Hi, ich las mich mal wieder durch das Web und euer Mag, als mir ein 
Geistesblitz einfiel. Vielleicht war dies ein Blick in die kommende
AmigaNG-Zukunft ??? ;-))

Mich überfiel einfach die Schreibwut und konnte mich nicht stoppen. ;)

Erstmal ein kleines Kritikchen an Dr. Rick LeFaivre und Dr. Allan Havemose. 
Vorsicht: Ich gehe hier fließend zu meinem eigenen Text über ;-))

In dem Artikel in 08/99 las ich folgende Zeile:

"RICHTEN SIE IHRE BLICKE NICHT NUR AUF GEHÄUSE UND BETRIEBSSYSTEME!"

Tja, ich würde ja gerne auf etwas anderes blicken, doch auf WAS?
Wir warten seit JAHREN auf die Erfüllung der verschiedensten Versprechen 
(Triple-A 'AAA' Chipsatz, PPC-Amigas,...), die keineswegs von Amiga 
(Commodore, Escom, ...) erfüllt wurden. Jetzt verspricht man uns wiederum 
das Blaue vom Himmel, doch die PC-Industrie ist um einiges stärker als der 
damalige Rivale Atari.
Amiga Inc. MUSS etwas Revolutionäres einbauen. Etwas, was den Amiga wieder 
zu dem macht, was er war: "Revolution-är". ;)
Damals war der Sprung von 8-Bit zu 16-Bit wahrlich revolutionär. 
Multitasking, 4096 Farben und 8-Bit-Stereo-Digital-Sound waren für damalige 
8-Bit-Freaks (C64, Amstrad-CPC, Spectrum) eine echte Herausforderung. 
Jahrelang wurden PCs zum Arbeiten gebraucht und Amigas für den Spaß. Nun 
hat sich das Blatt gewendet: PCs mutierten zu den teuersten (P)layer 
(C)onsoles auf dem Markt und der Amiga lebt eigentlich nur mit Hilfe der 
'Community' weiter.
Einige wenige große Anwendungen existieren noch. Der 'Markt' besteht 
eigentlich nur aus sehr talentierten (Shareware-) Programmierern. Der PC-
Markt blüht. Jeglicher Software-Wunsch wird auf CD ausgeliefert, uns sei es 
nur eine Geburtstagskarte... ein 400MB-Programm auf der Festplatte erledigt 
auch den letzten Gruß.
'Wir' Amiganer improvisieren, wo es nur geht und zaubern ebenfalls Schönes 
hervor, ohne unbedingt unzählige MBs zu quälen.

Doch... Der Amiga besitzt noch MEHR Power. Es ist ja kein Motherboard mit 
einem BIOS, sondern eine komplette Philosophie. Ein Rechner, der das 
Arbeiten am Computer vereinfachen soll.
Micro$oft holte auf. Aus einer Single-Task-DOS-Umgebung wurde doch 
tatsächlich eine GUI-Oberfläche. ;-))
Das Problem hierbei... Unendlich viele unoptimierte Routinen von unzähligen 
Programmierern, GUIs mit eigenwilliger Funktion und unlogischen 
Spielereien.

Dabei gilt wohl die Regel: "Klau alles, verbessere nichts!"

Das schönste Beispiel: Die Registry!

Der Macintosh besitzt eine perfekte Registry. Im 'Notfall' löscht man 
einfach das File und das Betriebssystem baut eine neue Registry auf. 
Schnell, sauber und effizient.
WARNUNG: DON'T TRY THIS AT HOME! Der PC macht dies NICHT!
Dafür sorgen nämlich schon die Programmierer der Wi(n)dows Software. Diese 
murksen soviel am System rum, dass alle 6 Monate Windows NEU installiert 
werden muss.
Erschreckend. Der Otto-Normaluser benutzt nicht mehr den Computer für seine 
Arbeiten, sondern muss noch Informatik studieren, um das Betriebssystem und 
die Registry zu lernen. Vorbei die Zeiten, als man nur den Power-Schalter 
einschalten musste, um alles zu erreichen.

Linux ist eine schöne stabile Alternative. Doch ich, der schon mit dem 
Atari 2600 auf einer Folientastatur und 1kB programmieren lernte, habe bei 
Linux aufgegeben!
Ich konnte wohl froh sein, dass mein PC überhaupt die Linux-CD erkannt 
hatte. ;)

"Luke... mein Sohn...  wer Linux beherrscht, hat die Macht."

Doch dafür hat Linux etwas, was Windows nie haben wird: Open-Source vom 
Feinsten! Nicht der verrauchte Programmierer im Micro$oft-Dungeon 
durchsucht seinen Code, sondern Millionen von Programmierer optimieren 
jeglichen Code des OS!

Und wie stelle ich mir die Zukunft vor??

Eines Tages wird es einen Rechner geben, der die alte Amiga Philosophie 
weiterfuehren wird. Die einfache Bedienbarkeit, ungeschlagene Multi-Media 
Leistungen und die richtige Idee zur rechten Zeit. Doch woher nehmen wenn 
nicht stehlen?

Vor langer Zeit versprach uns Phase-5 eine AOX, ein Rechner mit echter 
Multi-Media Power. Schade, dass der nie gebaut wurde.
Einige Zeit spaeter folgte wiederum ein geplanter, aber nie gebauter 
Rechner, namens Pre\box. Er waere vielleicht der erste Multi-Prozessor 
Amiga geworden, wer weiß...
Irgendwan davor, dazwischen oder danach kam ein echter Rechner auf dem 
Amiga-Markt und nannte sich "Draco". Gutes Video-System, doch sehr selten 
im Haushalt wieder zu finden. Da hatte der C64er einen besseren Erfolg.
Und nun, kurz nach der Veroeffentlichung des Technology-Briefs von Amiga 
Inc., ist wiederum ein neuer Rechner geplant. Na, was soll das!? Wachsen 
Rechner neuerdings auf Baeumen ??? ;-)

Die Einfuehrung von Custom-Chips wie Paula und Denise eroeffnete eine neue 
16-Bit Zukunft. Heutige PCs sind leistungsfaehig genug, doch schon seit 
Jahren schreien die User nach neuen Standards, die die laestigen IRQ 
Probleme und langsamen Bus-IOs vergessen laesst.
Autoconfig kennen wir schon ein Jahrzehnt bevor Bill Gates "seine 
Revolution" in Wi(n)dows 95 zum erstem Male der Oeffentlichkeit vorfuehrte. 
Im PC-Bereich mag das M$-Betriebssystem zwar eine kleine Revolution sein, 
doch im generellem Computer-Bereich ist es nur ein weiterer missglueckter 
Versuch. Selbst das brandneue USB, mit seinen klaren Standard, ist im 
teuerstem Windows schlechter implementiert als im kleinstem iMac. Der 
Computer-Club im WDR, selbst stark Wintel geschaedigt, berichtete ueber die 
missglueckten USB-Versuche von M$ und der hervorragenden Unterstuetzung auf 
dem Apple Sektor.

Also technisch gesehen, ist der PC zwar heutiger "Standard", allerdings 
auch sehr leicht zu verbessern. Hier kann der Amiga einen vollkommen 
*neuen* Standard setzen.
Wieso sollte der User sich einen AS_S PxB Board, einen Celeron/P-III, eine 
TV-Karte mit TV I/O, eine externe DVD-Decoder Karte bzw. eine teure MPEG2 
CoDec-Karte kaufen, und alle Installationsroutinen ueber sich ergehen 
lassen, wenn man alles schon STANDARDmaessig und ohne Komplikationen haben 
kann???

Werde ich in Zukunft den Amiga einfach einschalten, das TV-Programm 
auswaehlen und die Sendung direkt im DVD-Format aufnehmen koennen?
Einer der Schritte in Richtung "Computer-Anwendungen fuer Jedermann". Dies 
koennte der erste Schritt zum lang erwartetem DVD-Rekorder sein. Im 
Technology-Bref steht ja auch: "Echtzeit Videokompression inklusive MPEG-
2".

Eine ATI-GraKa mit 32 Mb wuerde mir wirklich fuer 150 Jahre reichen.
Bis heute arbeite ich naemlich auf einem AGA-Only Rechner. ;-))
Ich hoffe allerdings, dass zukuenftige (Spiele-)Programmierer nicht das 
gleiche wie beim PC versuchen und die Grafikkarte nur ankratzen, statt 
auszunutzen. Getreu dem Motto "Zu langsam ? Kauft euch doch 'ne neue." :-( 
Beim PC ja schon Standard.

Jedenfalls sollten schon ein-zwei Spielchen auf dem Amiga moeglich sein. 
Als grosser Fan der "Command & Conquer" Serie freue ich mich besonders. 
Denn Teil 3 wird sicherlich (!) nicht auf meinem alten P90 (1 MB PCI-Bus 
1.x GraKa ohne 3D !) funktionieren.
1P-Shooter wie "Half-Life" waeren ebenfalls dank der 3D-Engine moeglich. 
Doch kommende Konsolengenerationen (DreamCast, PSX2, Dolphin) sind fuer 
solche Spiele eigentlich eher geeignet.

Aber muss ich mir einen 2000+ Prozessor kaufen, um als Emulator-Freak auch 
fremde Hardware zu emulieren ? Gerne wuerde ich die MAME-Spiele geniessen. 
Oder (endlich?) meinen alten Amstrad-CPC in einem Window in Echtzeit laufen 
lassen, OHNE dafuer mindestens P-II/300+ zu besiten.
Kann man nicht einfach die Architektur auf Hardware-Basis 'emulieren' ? Ein 
einfacher Upload der Befehle in einen Buffer auf dem Prozessor waere Ideal 
;-) Ist hier etwa ein Ansatz in der TransMeta-CPU zu erkennen??? Eine Art 
gigantische DSP-Einheit?
Java als Sprache zu benutzen koennte dazu fuehren, dass kuenftige Amiga-
Programmierer ebenfalls leichter Fuss auf anderen Plattformen (Linux ;) 
fassen koennen.

Auch ist AmigaOE/AmigaObjects sehr interessant. Wer kennt dies nicht: Man 
hat einen Amiga 4k auf dem Schreibtisch, einen A500 daneben, einen A3k im 
Keller und zwei A2k unterm Schreibtisch. Ich denke hier an meinen Sysop ;-
))
Nun, theoretisch haben wir hier einige versch. 680x0-Prozessoren, die 
schoen im Idle-Modus verstauben. Ein OS, welches seine Resourcen per 
Netzwerk auf die verschiedensten Rechner verteilt, waere IDEAL fuer die 
Zukunft, wenn groessere Projekte auf uns zukommen werden.
Dann koennte man seine Rechenpower erweitern indem man einfach einen neuen 
Rechner in das Netz integriert. Zum Beispiel fuer Praesentationen waere 
dies ein idealer Ansatz!

Die darauf basierenden Java/Jini Technologien, die Amiga Inc. uns 
verspricht, koennte der Treiber-Qual endgueltig ein Ende bereiten.
Wenn die Geraete alle intern einen Standard-Treiber beinhalten und sie per 
Jini in das System geladen werden, dann ist doch schon das wichtigste 
Problem geloest, oder ? ;-)

Einfach eine Digital-Kamera am Amiga anschliessen und der Treiber bindet 
sich in's System ein. Icon anklicken und Bilder transferieren, ohne jemals 
den Treiber zu Gesicht zu bekommen. Aus der Alptraum der Nachfrage nach 
Amiga Treibern bei Herstellern.

Das leidige weinen der Amiga-User um das abgesagte QNX ist kaum noch zu 
ertragen. Klar, QNX bietet gewaltige Faehigkeiten, doch Jim Collas hat 
Recht. Wer grosse Entwickler ans System binden moechte, der muss sich eben 
einem "Standard" beugen. Und seien wir mal ehrlich: Ist uns eine Micro$oft-
Monopolsstellung im OS lieber???
Na also, sehen wir uns die Zukunft mal richtig an. Wird der Amiga in einer 
UAE-Umgebung auf irgendeinem Wintel-Rechner zusammen mit dem C64er und MAME 
verschwinden? :-((((
Oder werden wir uns an einem AmigaNG/AmigaMCC begeben und dort laechelnd 
auf einen Wintel-User runterblicken, wie er verzweifelt Wi(n)dows 
installiert, nachdem die letzte Datenbank seine Konfig zerschossen hat. ;-)

Mit Linux steht uns ein offenes System zur Verfuegung. Wir besitzen ein 
Kernel (! KERNEL, kein OS!) mit bewiesener Stabilitaet. Ein wahrlich 
gigantisches Spektrum an Entwicklungen und ein neuer wachsender Markt mit 
vielen Ueberraschungen.

QNX hat hier noch keine Erfahrungen, kann aber ebenfalls 'mitmischen'. 
Andere Firmen (Corel, Adobe, ...) sind wahrlich schwerer zu ueberzeugen.

Zum Beispiel des Graphikers liebstes Kind: Adobe PhotoShop. Ein wahrer 
Traum fuer einen Macintosh-Besitzer. Doch wieso bekommt das fehlerbehaftete 
Witz9x eine Portierung, aber dem MacOS aehnliches AmigaOS keinerlei 
Beachtung???
Weil kein zukuenftiges Potential im Amiga steckt? Keine garantierte 
Weiterentwicklung und somit eine groessere Verbreitung durch aktuelle 
Technologien??

Genau hier kann man (endlich?!) ein Schluss-Strich ziehen.
Portierbarkeit wird hoffentlich gross geschrieben und auch ernst genommen. 
Mal sehen.

Auf keinem Fall sollte QNX aufgeben!!!
Ihr Neutrino scheint eine das Potential eines Linux-II zu haben.

Wuerden sie eine AmigaNG-Portierung in Erwaehnung ziehen, dann waere ich 
ohne zu zoegern bereit, meine Programme sofort auf QNX zu portieren. Das 
'niedermachen' anderer Betriebssysteme, mitdem das Redmonder Unternehmen 
'Erfolg' hat, wuerde ich keinesfalls unterstuetzen! Vielleicht fliesst 
schon zu viel Amiga-Blut in meinen digitalen Adern ? ;-))

Ich weiss, ich bin ein unverbesserlicher Optimist. Doch wenn die 
Versprechungen wahr werden und Jim uns wahrhaftig ein Rechner fuer das 
naechste Jahrtausend vorstellt, dann werde ich keine 5 Sekunden zoegern und 
den Rechner direkt aus Jims Hand kaufen!

Ansonsten kann man nur hoffen, dass die Amirage-K2 den Platz des Amigas 
einnimmt und dass viele viele Portierungen auf das Linux-aehnliche QNX 
erfolgen. Denn dann werde ich Jim Collas persoenlich zu tode kitzeln !!! ;-
))

... moegen Chris Huelsbeck, Rob Hubbard, Jochen Hippel und Martin
    Galway niemals taub werden ...

Euer
 Stefano "Max Headroom" Pucino <Max_Headroom@mail.inpw.net>�